Die Gier

(In Extremo – Die Gier)

Wieder steht Jack vor der Flügeltür der Räumlichkeiten, die Una für sich im mandalorianischen Palast auserkoren hat und denkt nach. Was er hier tut, ist eigentlich verdammt gefährlich, aber was soll er tun? Er ist nunmal auf eine fürchterlich altmodische Art und Weise verliebt. Beinahe ist es zum Lachen. Er, der Soldat, ist verknallt wie ein pubertierender Teenager. Seine Kameraden würden ihn bis ans Ende seiner Tage damit aufziehen.
„Guck an, wen haben wir denn da... Jack.“ Er ist so in Gedanken versunken, das er nicht bemerkt, wie sich die rothaarige Zabrak vor ihm aufbaut. Sie ist so klein das sie ihm gerade mal bis an die Schulter reicht und grinst ihm verschmitzt zu. Sie trägt einen Hauch von schwarzem Nichts aus Spitze und Jack ist klar, das sie diese Nacht wohl in den Armen des schweigsamen Savage verbringen wird. Sie hat etwas derbes an sich, diese kleine Verbrecherkönigin, ihr verruchtes Auftreten und ihr vulgärer Humor amüsieren ihn stets aufs Neue. Er mag Una, schon weil sie seine Komplizin in diesem Spiel ist.
„Viel Spaß ihr zwei.“ wünscht sie mit einem trägen, wissenden Lächeln und macht sich auf den Weg, denn die Nacht ist nicht mehr jung.

Wenn die Nacht für uns gemacht,
Dunkle Schleier schickt,
Wenn deine Liebe schlafend liegt,
Der Zeiger weiterrückt,
Wenn Leidenschaft mich besiegt,
Das Feuer entfacht,
Wird mein Herz,
Von dir getrieben.

Die Nacht ist der einzige Zeitpunkt, an dem Maul seine Schülerin in Frieden lässt. Sera kann es sich nicht erklären, aber er sucht sie nicht mehr auf, sie verbringt die Nächte allein, meist in Meditation, denn erholsamen Schlaf hat sie schon lange nicht gefunden. Tagsüber mag ihr Master sie fordern, bis zur Erschöpfung durch sein Training jagen, sie misshandeln, so hart wie er sie bisweilen liebt und seine Schülerin geniesst diese ausgiebigen Liebesspiele. Sera liebt ihren Master abgöttisch, verehrt und verzehrt sich nach ihm, gierig wie Benzin nach dem Feuer. Sie weicht selten von seiner Seite. Nur nachts lässt er sie gehen, dann zieht er sich zurück, meditiert, schmiedet Pläne. Geh schlafen, Sera, mein Kind. Dein Master hat wichtigeres zu tun. Nachts kommt diese verzehrende Liebe zur Ruhe, macht der heftigen Anziehung Platz, die sie für Jack empfindet. Ist es Liebe? Wenn ja, dann ist es eine andere als die, welche sie für Maul empfindet. Ein Lächeln des glatzköpfigen Mannes reicht aus, das ihr so leicht um Herz und Kopf wird. Lächelt Maul ihr zu, weiss sie nicht, ob Strafe oder Lust zur Belohnung folgt. Die Unsicherheit macht sie verrückt. Sobald es dunkel wird, wartet Jack auf sie, schleicht sich in ihre Räume, wo sie ihn sehnsüchtig erwartet. Oder lässt ihr eine Nachricht zukommen, wo er sie erwartet. Una leiht ihr dann ihren schweren Umhang, damit sie sich davonstehlen kann. Das Glitzern in den grünen Augen der Freundin ist dann nicht zu übersehen. Una liebt die Intrigen, aber noch mehr geniesst sie, wenn das Lächeln in Seras Augen zurück kehrt.

Ich komm' zu dir wenn alles schläft,
Ich komm' zu dir nur in der Nacht,
Ich warte, dass die Sonne untergeht
Und beug' mich zitternd deiner Macht.

Hat sie ihn verzaubert, die kleine Sith-Hexe? Jack findet keine Antwort, als sie sich gierig küssen. Ihre Augen funkeln in an, frech zerren ihre feingliedrigen Hände an seinem Hemd. Er kann die Augen nicht von ihr nehmen, als ihre Kleidung fällt. Sie hat eine Haut wie frische Sahne, so hell und samtig, wie er es an dieser kriegerischen Frau nicht erwartet hätte. Ihre Brüste sind voll, ihre Hüften sanft gerundet, er legt die Hände darauf und giert nach einem weiteren Kuss. Sera weiss, sie hat sich verändert. Maul mag in ihr die Kriegerin geweckt haben, Jack hat die Frau in ihr wachgeküsst.

Wenn der Atem lusterfüllt,
Die Lippen brennen,
Wenn dies Licht uns erhellt,
Wirst du erkennen,
Dass Herzensglut Ketten sprengt,
Die Qual verfällt,
Wir verglühen,
Es wird Zeit.

Sie windet sich unter ihm. Er spielt ihren Körper wie ein Instrument. Ein sanftes Zupfen hier, ein leichter Schlag da, ein sehnsüchtiger Laut, wenn er den richtigen Ton trifft... Sera weiss, das sie ihm ebenso verfallen ist wie Maul. Er ist tief in ihr, durchdringt jedoch nicht nur ihren Körper. Auch er hält ihr Herz in seinen Händen, das weiss sie jetzt. Sie klammern sich aneinander wie Ertrinkende, ihre Bewegungen werden hektisch, als die Leidenschaft sie ergreift. Sera beginnt, die Demütigungen zu vergessen, die man ihr angetan hat.

Still die Gier, die Gier in mir,
Halt mich fest,
Still die Gier, die Gier in mir.
Erhöre mich,
Es leuchten die Sterne
Am weiten Himmelszelt
Für dich und mich
Bis die Nacht zerfällt.

Er geht, bevor der Morgen graut. Sonst döst sie, beobachtet ihn aus halbgeschlossenen Augen, müde, gesättigt und träge vom Liebesspiel. Heute lächelt sie, schmiegt sich gegen seinen nackten Rücken. Eine Hand streicht über seinen kahlen Schädel, die andere liebkost sein Kinn. Ihre Lippen berühren seine stoppelige Wange. Ihre Stimme ist sanft, sehr leise.
„Geh noch nicht...“